Dienstag. 07.10.2014, 19:00 Uhr

Ort: Schnawwl, Theater für junges Publikum am Nationaltheater Mannheim, Brückenstr. 2, 68167 Mannheim

Preis: 6 €
Anmeldung: Anmeldung erforderlich, Reservierung unter schnawwl@mannheim.de, telefonisch: 0621/1680-302
Vorverkauf: ab dem 03.07.–31.07.2014 und ab dem 15.09.2014
Begrenztes Kartenkontingent für Kongressteilnehmer unter dem Stichwort: „5. Bundesfachkongress Interkultur“

Nach der Veranstaltung Gespräch mit den Künstlerinnen und Künstlern der Produktion zur „Mitternachtssuppe“

König Hamed und das furchtlose Mädchen

Eine deutsch-arabische Frühlingsgeschichte

Inszenierung: Andrea Gronemeyer
Musik: Peter Hinz
Bühne: Christian Thurm
Kostüme: Eva Roos
Dramaturgie: Anne Richter

Der mächtige König Hamed bin Bathara hat aus Zorn auf seine Frau alle Frauen aus seinem Land verbannt. Allein seine Mutter darf noch an seinem Hof leben. Die furchtlose Sherifa, Königstochter in seinem Nachbarreich, will sich dieses Land ohne Frauen ansehen. Sie besucht als Prinz Sherif verkleidet das Männerland, auch wenn das für sie bei Todesstrafe verboten ist. König Hamed bin Bathara misstraut dem einnehmenden Wesen des jungen Gastes. Wie kann er das wahre Geschlecht von Sherif herausfinden? Mit drei Aufgaben versucht er, seinem Gast auf die Schliche zu kommen. Überraschend vertraut kommen uns die Definitionen von Männlichkeit und Weiblichkeit in dieser arabischen Welt vor.

„König Hamed und das furchtlose Mädchen“ befragt mit Spaß und Spannung typisch weibliche und typisch männliche Verhaltensmuster. In der offenen Erzähltheaterform spielen die zwei Schauspieler Uwe Topmann und Cédric Pintarelli und der Musiker Peter Hinz mit Klischees von dem starken Mann und der weichen Frau, von dem heißen Ägypten und dem verregneten Deutschland. Männlichkeit und Weiblichkeit werden in dem arabischen Märchen mit denselben Eigenschaften definiert wie in vielen tradierten europäischen Märchen.

Informationen zur Kooperation

Das zweite internationale Theaterprojekt führte den Schnawwl nach Ägypten in die Mittelmeerstadt Alexandria. Im Zentrum der einjährigen Kooperation „Mit den Augen der Anderen“ von I-act im Teatro Alexandria und Schnawwl stehen zwei Inszenierungen, die das Thema „Freiheit“ untersuchen. Jeweils eine Geschichte aus dem Kulturgut des Partnerlandes erarbeitete ein Ensemble für sein heimisches Publikum.

In Alexandria erarbeitete ein Ensemble unter dem Titel „Ein erster Schritt“ seine Interpretation der Wilhelm-Tell-Legende. Im Schnawwl entwickelt Andrea Gronemeyer parallel mit ihrem Ensemble eine Theaterfassung des arabischen Märchens „König Hamed und das furchtlose Mädchen“.

Rund um die besondere Doppelpremiere am 26. September 2012 in Alexandria fand vom 23. bis 29. September 2012 das „Backstreet Festival“ als Euro-Mediterrane Theaterbegegnung statt. Das Teatro Alexandria war mit seiner Interpretation der Wilhelm-Tell-Legende „Ein erster Schritt“ im Rahmen der Schillertage im Juni 2013 zu Gast in Mannheim.

Zum Abschluss der Theaterkooperation „Mit den Augen der Anderen“ vereinte Dramaturgin Anne Richter in dem zweisprachigen Bilderbuch „Prinzessin Sharifa und der mutige Walter“ beide Geschichten. Die Illustration der deutsch-arabischen Frühlingsgeschichten für das Bilderbuch hat der in Mannheim lebende Künstler Mehrdad Zaeri übernommen, für die Übersetzungen war Mahmoud Hassanein verantwortlich.

Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes

„Das Motto ‘Mit den Augen der Anderen’ durchdringt die Inszenierung von Andrea Gronemeyer bis in die feinste Geste und leiseste Andeutung hinein. [...]
Cédric Pintarelli spielt einen König, der Verunsicherung fühlt, Schwäche zeigt und darum empfänglich wird für die Einsicht: “Was wäre die Freiheit ohne Gleichheit. Frauen müssen sein. Männer müssen sein. [...] Drei Frauenrollen bestimmen den Handlungsverlauf, und alle drei fallen dem Darsteller Uwe Topmann zu. Einerseits wird so das Tabuthema der Nacktheit in Ägypten entschärft. Andererseits ist den Zuschauern dank dieser prachtvollen Besetzung ein humorvolles, klug pointiertes Theatererlebnis gegönnt.
[...] Peter Hinz leitet seine Schauspieler-Kollegen zu kolossalen Percussion-Szenen an. Die Kostümbildnerin Eva Roos erreicht mit geringstem Aufwand eine verblüffende Wanderung zwischen der europäischen (schwarze Kleidung) und der arabischen (blaue Tücher) Kultur.“
— Mannheimer Morgen, 24. September 2012

„In der bestechend elegant reduzierten Ästhetik eines Schattenspiels (Bühne: Christian Thurm) präsentierte das Mannheimer Schnawwl nun sein zweites internationales Bühnenprojekt. [...] Der Simultanübersetzer Mohamed El Hagrasy fasste auf Arabisch die befremdliche Geschichte zusammen, die Cédric Pintarelli (König Hamed u. a.), Uwe Topmann (Prinzessin Sharifa u. a.) und Peter Hinz (verschiedene Charaktere, Musik) ihrem Publikum mit hoher Verwandlungskunst nahebrachten. [...] Dass König Hamed sich schließlich selbst dem Gesetz der Liebe beugt, ist sein eigener Sündenfall, dessen feine Dramatik Cédric Pintarelli und Uwe Topmann in den kontrastierenden Geschlechterrollen sensibel herausarbeiteten. [...]
Doch ein Verwirrspiel auch dies: In ihren weiblichen (Neben-) Rollen wirkten die Darsteller so überzeugend, dass die wahren Unterschiede der Geschlechter wohl nur noch im Metaphysischen zu suchen sind.“
— Rhein-Neckar-Zeitung, 24. September 2012

„Derjenige, der die Frauen spielt, ist nicht der klassische mädchenhafte Jüngling, sondern der durch und durch männliche Uwe Topmann, mit kräftiger tiefer Stimme und ohne zarte Wangen. Während Cédric Pintarelli psychologisch stimmig das weiche Herz des Königs nach und nach preisgibt bleibt Uwe Topmann ein kantiger Kerl. So entsteht keine drastische Verwechslungskomik, sondern eine feine Ironie. Das Weibliche bleibt dem Mann ein großes Rätsel, das nur die Liebe lösen kann. Topmann spielt in spöttischer Übertreibung auch alle anderen Rollen, und Peter Hinz sorgt für die märchenhaft bezaubernde Percussion.“
— Die Rheinpfalz, 26. September 2012